Erste “Stolpersteine” gelegt: Gedenken an von Nazis ermordete Michelstädter Juden


Der Künstler Gunter Demnig verlegt den ersten Stolperstein vor dem Haus Große Gasse 20 in Michelstadt.

Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln für Menschen, die von den Nationalsozialisten vertrieben, verschleppt oder ermordet wurden. Sie werden vor den letzten frei gewählten Wohnorten der Nazi-Opfer in das Gehwegpflaster eingefügt. Sie sollen die Erinnerung im Alltag wach halten und die Passanten gedanklich „stolpern“ lassen.

Auf Initiative Michelstädter Bürger wurden am 13. März 2010 die ersten 21 von rund 60 Stolpersteinen verlegt, die übrigen Steine sollen im Herbst und im Frühjahr folgen. Schüler verlasen die Namen der Opfer, und einige Angehörige erinnerten an deren Leben.

Berichtet wurde auch über den Judenprogrom am 9. November 1938 in Michelstadt, bei dem die Synagoge innen zerstört, das Textil-Kaufhaus Reichhardt in der Braunstraße geplündert, Michelstädter Juden in einer Art „Festzug“ durch die Stadt getrieben und in Konzentrationshaft verschleppt wurden.

Die Rekonstruktion dieser Ereignisse auf Grundlage von Prozessakten aus dem Jahr 1948 ist leider bislang noch nirgendwo nachlesbar. Auch einen öffentlichen Zugang zu weiteren biographische Angaben über die Menschen, an die mit den Stolpersteinen erinnert wird, habe ich noch nicht gefunden. Ich fände es sehr gut, wenn Bürger und Besucher Michelstadts im Web mehr über die Menschen und ihre Geschichte erfahren könnten.

3 Comments on “Erste “Stolpersteine” gelegt: Gedenken an von Nazis ermordete Michelstädter Juden

  1. Als ehemalige Odenwälderin aus Beerfelden finde ich es toll, dass die Idee mit den Stolpersteinen nun auch in meiner alten Heimat Einzug gefunden hat. Solche kleinen, stillen Gedenktafeln sollte man wirklich überall in Stadt und Land installieren. Sie sind ein wunderbares Medium, an das Gewesene zu erinnern, ohne mahnende Reden halten zu müssen. Allerdings gehört dazu, dass jede Gemeinde/Stadt auch eine Homepage dazu schafft, auf der Interessierte die Geschichte, oder das, was davon bis dato bekannt ist, nachlesen können.
    Viele Grüße,
    Cornelia Oehlert

  2. Guenay Salazar Volkmann

    Heute war ich in einem Michelstadter Cafe zu Gast und hoerte aeltere Michelstaedter laut reden. Einer der Maenner, ein rotwangiger, weisshaariger Mann sagte zweimal mit unueberhoerbarer Stimme zu seinen Stammtischgenossen ‚Nur nicht mit juedischer Hast‘. Ich traute meinen Ohren nicht. Er tat dies ohne Bedenken, ohne Scham, voellig selbstverstaendlich im oeffentlichen Raum. Auf dem Weg zum Auto kam ich an der Michelstaedter Synagoge vorbei und recherchierte auch gleich danach im Internet nach Hinweisen zz juedischen Leben und Geschichteim Michelstadt. Ich las von den Stolpersteinen, von den vielen unschuldigen Menschen, die grausam abgefuehrt wurden, ermordet wurden und deren Geschaefte einfach von Nicht-Juden uebernommen wurden. Angesichts dieser Geschichte, kann ich es kaum glauben, dass es immer noch Menschen gibt, die so verroht, so dumm, so vergessend daher reden. Die Stolpersteine sind ein guter Anstoss zum Nachdenken und ihre Platzierung im oeffentlichen Raum, auf den Strassen und Wegen, im Herzen der Stadt, ist sehr sinnvoll. Moegen auch die Stammtischgenossen darueber stolpern…..gedanklich.

  3. I agree, people should not be judged by their religion or culture. In the end we all have the same rights…those who cannot comprehend that the world is more than just the human race, are never going to be part of the compassion and justice that forms it.
    Racism and discrimination should be abolished, not by the law…or the government..but by ones own accord. Those who make such comments filled with self-righteous pride…such contempt that no human-being deserves are in fact blaming their own conflicts on others. Problems are created by problematic people, one must never forget that.
    There is already so much hatred in the world, yet one should not indulge oneself in that hatred…one should fight it and replace it with impartiality. Prejudice is a person’s fatal flaw, one that can only be eliminated when they accept it.
    If someone tells you to do something wrong, you dont do it. If you see someone suffer…you help. If you see unjust jurisdiction, you stop it. If every single person were to fight for freedom…fighting would still be involved. But to fight for JUSTICE, is a battle of truth…that one must undertake….even if fighting for it is included.
    Because the universal truth, is that sometimes admitting your weaknesses, makes you stronger than hiding them. People like the men above, are too narrow-minded to take that into account.
    So I advise all those who are full of bitterness…and thrust it towards the innocent…to find the sunshine in the storm…and find the sadness in the smile. So they can put write what they have done wrong. It is never to late for that. Perfection is something one cannot perfect, but one can try to find that perfection in others.

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